Wie der Steinbruch-See am Katzenbuckel entstand
von Michael Hahl
Waldbrunner Geoexkursion am kommenden Sonntag
Von Michael Hahl
In unseren Flusslandschaften heißt es dieser Tage „Land unter“. Während weite Teile Deutschlands vom Extremhochwasser betroffen sind, spiegelt sich die Situation in manch einem kleinen See des Odenwaldes wider, freilich im kleinen Maßstab und ohne Anwohnerrisiko. Auch der See auf dem höchsten Berg des Mittelgebirges, dem Waldbrunner Vulkanrelikt Katzenbuckel, dokumentiert den aktuellen Wasserhaushalt. Selten war ein Mai in Deutschland so regenreich wie der „Wonnemonat“ im Jahr 2013. Die Grundwasserspeicher in den Klüften und Hohlräumen der Gesteine sind aufgefüllt, und auch der kleine Bergsee, der sich vor über vierzig Jahren in einem alten Steinbruch bildete, führt derzeit „Hochwasser“.
Der Steinbruchsee am Katzenbuckel im Herbst 2012: Aufgrund der zuvor geringen Regenmengen war ein Teil des Sees verlandet und die Uferzone freigelegt. Niederschlag, Verdunstung und Grundwasser-Neubildung führen zu wechselnden Wasserständen am Bergsee. (Fotos: Loeffen/Hahl)
Noch im vergangenen Herbst staunten Spaziergänger nicht schlecht: Die Wasserspiegelhöhe des Katzenbuckel-Sees war auf einen Tiefstand abgefallen, wie ihn die meisten Besucher noch nicht gesehen hatten. Es schien, als wollte sich der alte Steinbruch allmählich wieder aus dem Wasser herausheben, das vor über vierzig Jahren einströmte und den Abbaubetrieb zunehmend schwieriger machte. Nur die unterste Steinbruchsohle blieb im Herbst 2012 noch etwa 15 m tief unter Wasser. Doch nach den Regenfällen der letzten Wochen und Monate zeigt sich die zuvor freigelegte Schotterfläche nun wieder als See. Allenfalls eine vermehrte Algenbildung kennzeichnet die zuvor komplett verlandete Flachwasserzone. Offenbar reagiert der Bergsee für alle Besucher gut sichtbar auf die Auswirkungen von Niederschlag, Grundwasserbildung und Verdunstung und gibt damit auch ein deutliches Zeugnis seiner eigenen Entstehung im Wechselspiel des lokalen Wasserhaushalts.
Aktuell führt der Katzenbuckel-See durch den regennassen Mai „Hochwasser“. Der Flachwasserbereich zeigt eine leichte Eutrophierung, vermutlich durch vermehrte Nährstoffe im Zuge der vorangegangenen Verlandung des Flachwasserbereichs. (Foto: Hahl)
Der Bergsee befindet sich auf etwa 560 m ü. NN und damit oberhalb der Hochfläche des südlichen Odenwaldes, die nur vom Katzenbuckel überragt wird. Es gibt weder einen Zulauf durch einen Bach noch konnte man eine Quelle am Boden des Gewässers entdecken und somit ist keine unterirdische Speisung durch einen Wasserzulauf nachweisbar. Dennoch hat sich im Steinbruch, der am so genannten Michelsberg, dem Südosthang des Katzenbuckels, bis ins Jahr 1974 betrieben wurde, Wasser angestaut. Bereits seit den 60er Jahren war nach und nach immer wieder Wasser in das Gelände vorgedrungen, das aufwändig abgepumpt werden musste, um den Abbau zu gewährleisten.
Man hatte offenbar durch die Sprengungen in die unteren Stockwerke des Berghanges ein altes Grundwasservorkommen freigelegt, das sich allmählich zu einem Bergsee ausweitete. Der nun frei zugängliche Kluftgrundwasserspeicher blieb aufgrund einer niedrigen Verdunstungsrate erhalten und wurde durch die hohen Niederschlagsmengen am Katzenbuckel weiter gespeist. Der Katzenbuckel-See befindet sich also in einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Niederschlag und Verdunstung, wohl aber führen die aktuellen Witterungsverhältnisse immer wieder zu einem Absenken oder Erhöhen der Wasserspiegelhöhe.
Wie konnte sich aber in den vulkanischen Katzenbuckelgesteinen ein Grundwasserspeicher halten, der die Sandstein-Höhenzüge rings um den Buckel um einige Zehnermeter überragt? Die Erklärung ist eng an die Landschaftsgeschichte des Katzenbuckels gekoppelt. In den Klüften seiner vulkanischen Gesteine, die heute als Phonolith und Syenit bezeichnet werden, hatte sich bereits in Urzeiten Grundwasser angesammelt. Im Lauf der Jahrmillionen andauernden Heraushebung des Odenwaldes wurde natürlich auch der Katzenbuckel mit emporgehoben. Als der weichere Sandstein, der rings um ihn ansteht, immer tiefer erodiert wurde, schälte sich der widerstandsfähigere Vulkanhärtling aus seiner Umgebung heraus – und mit ihm geriet das alte Grundwasservorkommen schließlich über die heutige Landoberfläche.
Wer mehr über den Bergsee, die Steinbruchgeschichte, die vulkanische Vergangenheit des Katzenbuckels und seine Gesteine erfahren möchte, kann am kommenden Sonntag, dem 9. Juni, um 10 Uhr an einer etwa zweistündigen Geoexkursion auf dem „Weg der Kristalle“ teilnehmen, die im Auftrag der Gemeinde Waldbrunn von dem Geographen und Geopark-Ranger Michael Hahl geleitet wird, der mit seinem Projektbüro proreg auch für viele Geopfade der Region verantwortlich zeichnet. Weitere öffentliche Führungen finden am Sonntag, 28. Juli, und dann erst wieder im Herbst des Jahres statt. Treffpunkt ist jeweils am Parkplatz neben dem Gasthaus Turmschenke. Ein Teilnahmebeitrag wird erhoben; eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Infos findet man auf der Homepage der Gemeinde Waldbrunn.
http://www.waldbrunn-odenwald.de
Gmd. Waldbrunn
http://www.proreg.de/
Michael Hahl – Projektbüro proreg