Als am Katzenbuckel ein Steinklopfwerk stand
von Michael Hahl
Geo-Exkursion am 3. Juni nimmt auch alte Steinbrüche ins Visier
Neunzig Jahre ist es her, da wurde das basaltähnliche Gestein am Waldbrunner Katzenbuckel – heute ein landschaftliches Kleinod – für den gewerblichen Großabbau freigegeben. Im April 1922 ließ sich das Basaltwerk Katzenbuckel, eine Zweigfirma der Porphyrwerke Weinheim, ins Handelsregister Eberbach eintragen. Im selben Jahr trat dann ein Pachtvertrag mit der Gemeinde Waldkatzenbach in Kraft, mit dem man der neu gegründeten GmbH auch das Recht einräumte, „ein Steinklopfwerk mit allen dazugehörigen Nebenanlagen“ auf dem Katzenbuckel zu errichten. – Eine Geoexkursion, die am 3. Juni im Rahmen der Europäischen Geoparkwoche stattfindet, wird nicht nur den Vulkanausbruch geologisch beleuchten, der vor über 65 Millionen Jahren zur Entstehung des Katzenbuckels führte, auch die einstigen Steinbrüche Michelsberg und Gaffstein werden dem Freizeitpublikum dabei vorgestellt.
Während Freudenberg ein Stück östlich des 626 Meter ü. NN hohen Katzenbuckel-Gipfels, genau genommen auf der Höhenlinie von 605 Metern, noch einen Felsen mit dem Namen Gaffstein in seine Karte eintrug, konnte der Geologe Walter Hasemann im Jahr 1926 nur noch einen Steinbruch kartieren; der einstige Felsturm war bereits dem Abbau zum Opfer gefallen. Steigende Nachfrage führte im Jahr 1927 zur Errichtung eines größeren Schotterwerkes und immens ansteigender Produktion. Als der Gaffsteinbruch schon nahe bis an den Katzenbuckelgipfel, der sich noch bis 1954 in Markgräflich Badischem Familienbesitz befand, herangekommen war, wurde das Basaltwerk 1934 vom Bezirksamt Mosbach aufgefordert, den Abbau an der Ostflanke baldigst einzustellen und nur noch am südöstlichen Katzenbuckelhang, am Michelsberg, Gestein zu brechen.
Im Zweiten Weltkrieg kam der Abbau zunächst zum Erliegen, setzte aber nach 1945 wieder ein. Seit 1955 nahm die jährliche Produktionsmenge mit einem neuen Pachtvertrag zwischen Gemeinde und Basaltwerk stark zu und betrug bald das Zehnfache des Jahresabbaus der 20er Jahre. Als man sich im Bereich des Michelsbergs Sohle für Sohle tiefer ins Gestein hineingesprengt hatte, war es in den 60er und 70er Jahren schließlich immer schwieriger geworden, hier noch rentabel abzubauen. Da man bei den Sprengungen offenbar einen alten Grundwasserleiter „angezapft“ hatte, bildete sich ein Steinbruchsee (Foto: Blick in den aufgelassenen Steinbruch am Michelsberg; Aufn.: Hahl). Bald begrenzten auch die Belange des Landschaftsschutzes und der touristischen Entwicklung das Abbaupotenzial, wie Gerhard Neureither in einem sehr gut recherchierten heimatkundlichen Beitrag zum „Steinbruch am Katzenbuckel“ ausführt, der 2004 in der Ortschronik Waldkatzenbach erschienen ist.
Im Jahr 1974 wurde der Steinbruchbetrieb endgültig stillgelegt. Die „Landschaftsnarbe“ konnte sich seither durch natürliche Sukzession zum wertvollen Biotop entwickeln. Der See und die markanten Felswände im einstigen Steinbruch am Michelsberg sind den Besuchern des Katzenbuckels wohlbekannt. Am ehemaligen Gaffsteinbruch wird in diesem Sommer zudem eine neue Lehrpfad-Tafel errichtet, die zur Zeit bearbeitet wird. Wer sich mit den Steinbrüchen sowie den geologischen und vulkanologischen Geheimnissen des Vulkanrelikts weiter vertraut machen möchte, kann am kommenden Sonntag, dem 3. Juni um 14 Uhr an den Parkplatz neben der Turmschenke auf dem Katzenbuckel kommen, um gegen einen Unkostenbeitrag von 4,50 Euro an einer zweistündigen Geoexkursion mit Michael Hahl im Auftrag der Gemeinde Waldbrunn teilzunehmen. Anmeldung ist nicht erforderlich. Sommerliche Katzenbuckel-Exkursionen werden dann am 15. Juli und 9. September unter Leitung von Hahl und am 19. August mit Dr. Marco Lichtenberger stattfinden, auch im Herbst folgen zwei weitere Führungen.