Projektjahr 2014 - Blick zurück und nach vorne
von Michael Hahl
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Bevor der Januar weiter eilt wird es Zeit für einen beruflichen Jahresrückblick: Auch 2014 war ein prall gefülltes Jahr. Mehrere Projekte fanden im Laufe der vergangenen zwölf Monate ihren Abschluss, flankiert von wissenschaftlichen Recherchen und Geländearbeit, last not least ergänzt von einem in hohem Maße fachlich ausgerichteten bürgerschaftlichen Engagement. Hinzu kommt die Konzentration auf Studien, Fortbildung und Kompetenzerweiterung. Nachfolgend eine Jahresauswahl verschiedener Handlungsfelder ...
Hochwasser-Pfad Neckargemünd
Im Oktober wurde der "Hochwasser-Pfad Neckargemünd" eingeweiht. Der Geopfad mit insgesamt elf Naturpark-Tafeln geht - wie schon zuvor andere Themenwege der Region - auf meine Idee und Initiative zurück: Bereits im Jahr 2012 trat ich mit meiner Projektidee, die Neckarhochwasser sowohl aus der stadthistorischen als auch der geographischen Perspektive verstehbar und erlebbar zu machen, an den Stadtrat heran. Die Realisierung des Themenwegs wurde einstimmig beschlossen. Meiner Empfehlung, die Umsetzung über Fördermittel des Naturparks Neckartal-Odenwald zu gestalten, wurde ebenfalls zugestimmt.
Nach und nach konnte mit den Arbeiten begonnen werden, mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen waren schließlich alle Tafeln fristgerecht im Spätsommer 2014 fertiggestellt. Neben Idee und Konzept sorgte ich mit meinem Projektbüro für die fachliche Recherche inklusive Archivarbeit und für das Themenarrangement. Ich verfasste die wissenschaftsjournalistischen Textbausteine und stellte die Bildvorlagen für alle Tafeln zusammen, teils aus Fachliteratur, teils entwickelte ich eigene Illustrationen und Visualisierungen. Die Bildvorlagen wurden in der Eberbacher Naturpark-Werkstatt von der freiberuflichen Grafikerin Gabriele Henn - im kontinuierlichen Austausch mit mir - gekonnt ins Bild gesetzt wurden - nach vielen gemeinsamen "Tafel-Werken" eine bewährte Zusammenarbeit.
Auch die Planung der Strecke und die Festlegung der Tafelstandorte oblagen meinem Büro, natürlich in enger und sehr guter Kooperation mit der Stadt Neckargemünd. Die 2,5 km lange Strecke des Themenwegs verläuft beidseitig an den Ufern des Flusses, zunächst im Bereich der Altstadt und des Neckarlauers, dann weiter auf der Kleingemünder Neckarseite. - Die feierliche Eröffnung fand am 18. Oktober 2014 statt. - Zur Einweihung wurde zudem ein schönes Faltblatt über den "Hochwasser-Pfad" vorgelegt, das ich ebenfalls mit meinem Projektbüro realisierte, in Kooperation mit dem Büro "Zemelka Internetwork", das Grafik und Druckvorlage wie schon bei unserer Broschüre zum "Eberbacher Pfad der Flussgeschichte" zuverlässig umsetzte, wobei wir uns am corporate design der Stadt orientieren mussten.
Eroeffnung des Hochwasser-Pfads, Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung(466,7 KiB)
Faltblatt zum Hochwasserpfad(5,0 MiB)
Mit dem Hochwasser-Pfad Neckargemünd wurde ein ureigenes Thema einer Stadt am Fluss inszeniert, das zwischen Naturkatastrophe und Faszination pendelt. Für einen Fluss wie den Neckar ist Hochwasser ganz gewöhnlich; erst wenn der Mensch an seinen Ufern lebt, kann das Naturereignis zur Katastrophe werden. Es liegt im Wesen eines Fließgewässers, dass es nicht immer dieselbe Abflussmenge führt. Je nach Niederschlag und Bodensättigung, Bodenfrost und Schneeschmelze, Relief und Einzugsgebiet schwillt ein Flusslauf an und wieder ab. Zudem überlagern Einwirkungen des Menschen die natürlichen Vorgänge. - Besuchen Sie doch mal diese elf Tafeln in Neckargemünd!
Neukonzeption einer Dauerausstellung im Besucherzentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald
Einige Wochen zuvor - am 13. September 2014 - fand in Eberbach die Eröffnung der neueingerichteten Ausstellung im Besucherzentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald statt. An der Konzeption für die komplett neu gestaltete Dauerausstellung war ich mit meinem Projektbüro maßgeblich beteiligt, zusammen mit der Werbeagentur SchreiberGrimm; weitere Ideen wurden im Projektverlauf von der neuen Geschäftsleitung des Naturparks eingespeist. Die ganz "großen Sprünge" waren aufgrund der finanziellen Begrenzung freilich nicht möglich - "pfiffig, aber bezahlbar" sollte die neue Ausstellung sein. Die Messlatte des materiell Machbaren ist zur Beurteilung immer heranzuziehen, doch auch wenn keine kostenintensiven technischen Equipments möglich waren wie bei manch einem anderen Museumsprojekt, braucht sich das Resultat keineswegs zu verstecken:
Die Neueinrichtung verknüpft berührbare, bespielbare, begehbare Bausteine aus der interaktiven erlebnispädagogischen Kategorie mit einigen IT-gestützten Modulen sowie Text- und Bild-Bannern zur hintergründigen, frei nach Luthers rhetorischer Devise "hör bald auf!" kurz gehaltenen Erläuterung. Verschiedene Themenräume schaffen den Besuchern einen geordneten Überblick zur regionalen Erdgeschichte, zur Kulturgeschichte und Nutzung der Landschaft, zur Artenvielfalt, zum Wald und weiteren wesentlichen Aspekten im Naturpark Neckartal-Odenwald. - Nach der Konzeptionserarbeitung war ich mit meinem Büro für das Projektmanagement zuständig, um das Grundkonzept zu verfeinern und die Basics für die Umsetzung zu schaffen, bis hin zur Vorlage mehrfacher Vergleichsangebote diverser Firmen und Spezialanbieter, die schließlich von der Geschäftsleitung ausgewählt wurden.
Im Anschluss bestand meine Arbeit in der Anfertigung sämtlicher Texte für die Banner sowie für ein TouchScreen-Modul. Insgesamt wurden von mir rund dreißig Textbausteine zu vielfältigen Themen der Region verfasst - jeder für sich ein auch stilistisch hochwertiger wissenschaftsjournalistischer Kurzartikel, auf Tafel- oder TouchScreen-Format komprimiert. Zusammen genommen wäre dies wieder einmal ein schönes Buch geworden; sie finden die Seiten meines "Buches" sozusagen aufgeblättert im Naturparkzentrum. - Weiterhin wurden von mir drei Hörspiele verfasst, Neubearbeitungen regionaler Sagenmotive, die im Tonstudio von Hartmut Höfele aufgenommen werden konnten. Sie können den Hörspielen im "Relax"-Raum des Besucherzentrums lauschen; einen Vorgeschmack bekommen Sie hier: M.Hahl 2014: Der wilde Jäger vom Odenwald
Die neue Besucherausstellung im Naturparkzentrum und die an der Neugestaltung Mitwirkenden werden mittlerweile (Stand Dez. 2015) hier vorgestellt: Naturpark-Zentrum auf der Website des Naturparks Neckartal-Odenwald
Inhaltlich wurden von mir viele Module für die NPZ-Ausstellung konzipiert und initiiert. Die Herangehensweise, trotz überschaubarem Etat die charakteristischen Themen darzustellen, hat durchaus einen eigenen Reiz; mir gefällt beispielsweise die Idee, mit einem "Lithophon" aus dem klingenden Gestein Phonolith, das am Vulkanrelikt Katzenbuckel zu finden ist, Erdgeschichte als Klangspiel zu inszenieren: Aufwand und Anwendung stehen in einem effektiven Verhältnis - "pfiffig, aber bezahlbar". Die komplette Ausstellung ist als Gesamtwerk vieler Akteure zu verstehen - ein Mosaik, das sich zu einem eindrucksvollen Innenerlebnis der Außenlandschaft unter dem Dach des historischen Thalheimschen Hauses in der Eberbacher Altstadt formiert. Lassen Sie sich überraschen! Ein Faltblatt des Naturparks Neckartal-Odenwald umfasst einige Eckdaten zum Besucherzentrum.
Verschiedene geotouristische Projekte
In das Projektjahr 2014 fielen weitere geotouristische Bearbeitungen, eine davon betrifft die Langenbrückener Posidonienschiefergrube in Bad Schönborn. Hier wurden bislang Textbausteine für vier große Tafeln von mir bearbeitet, die geologische und bergbauhistorische Besonderheiten wissenschaftsjournalistisch aufbereiten, unter anderem die Entstehung der Langenbrückener Senke, einem enizigartigen Juragesteinsvorkommen am Rheingrabenrand, in dem sich auch die Posidonienschiefergrube befindet, ein ungewöhnliches Bergbaurelikt aus der Frühzeit von "HeidelbergCement". Projektabschluss ist für 2015 vorgesehen.
Natürlich spielte auch dieses Jahr wieder der Katzenbuckel, mein vulkanologischer "Nachbarberg", eine besondere Rolle, nicht nur beruflich übrigens. Nachdem ich bereits in den Vorjahren die "Lehrpfad"-Tafeln Nr. 5 ("Vulkanische Bombe oder Verwitterungsform?"), Nr. 7 ("Steinbruch am Gaffstein") und Nr. 10 (am Gipfelfelsen) komplett neu bearbeiten sowie (zur Ausweisung als "Geotop des Jahres 2013) zwei Faltblätter zum Odenwälder Vulkanrelikt verfassen (bzw. eines davon für den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald zusammen mit Dr. Jutta Weber mitverfassen) konnte, war es im vergangenen Jahr Zeit für die Doppeltafel 3 am Katzenbuckel-See, die allerdings rein fachlich und textlich neu entwickelt wurde, während das Tafel-Material und die bisherige Illustration im Wesentlichen erhalten blieb.
Diese Tafel-Neubearbeitungen am Katzenbuckel waren nicht allein aufgrund restaurativer Notwendigkeiten dringend erforderlich, auch geowissenschaftlich waren hier einige Aspekte korrekturbedürftig und wurden zudem gemäß neuerer Forschungsbeiträge aktualisiert. Zum jetzigen Stand betrachte ich den nachgebesserten "Vulkanpfad" am Katzenbuckel als gut gelungen und geowissenschaftlich belastbar.
Besuchen Sie den Geopfad am Katzenbuckel doch (wieder) mal! Vielleicht auch auf einer Geoexkursion mit mir, die ich im Auftrag der Gemeinde Waldbrunn als IHK-zertifizierter Geopark-Ranger durchführe; die Termine im ersten Halbjahr 2015 können Sie bereits hier einsehen (Sonntag, 3. Mai, und Sonntag, 26. Juli 2015) - weitere Termine folgen; von Gruppen, Schulklassen usw. sind meine Katzenbuckel-Exkursionen nach Absprache buchbar.
Geotouristisch ausgerichtet ist natürlich auch meine Konzeption für eine Route der Sandsteinbrüche, deren Machbarkeit in der Stadt Eberbach derzeit noch geprüft wird; im Jahr 2015 ist noch einmal ein Anlauf vorgesehen. Ob das Projekt hier eine Chance hat, wird sich zeigen.
Geotourismuskonzeption für die Gemeinde Freisen (LK St. Wendel)
Für die Gemeinde Freisen im saarländischen Landkreis Sankt Wendel war ich nicht nur mit dem von meinem Projektbüro im Auftrag eines Saarbrückener Partners bearbeiteten "Achatweg" tätig, der bereits 2011 eingeweiht wurde. Nachfolgend war ich mit dem Themenschwerpunkt "Geotourismus" zudem Mitautor einer 93-seitigen "Tourismuskonzeption Freisen", die wiederum in Kooperation mit ARGUS concept, Saarbrücken, im Jahr 2014 dem Gemeinderat vorgelegt wurde.
Konzeptionelles Projektangebot "Kulturlandschaftszentrum Breitenstein"
Auch 2014 wurde eine Vielzahl von Textbeiträgen für verschiedene Zwecke und Medien verfasst, Websites und Blogs wurden betreut, Publikationen zur Veröffentlichung vorbereitet und ein Buch-Projekt sukzessive weiter entwickelt. Dazu werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher berichten. - Erwähnt sei an dieser Stelle noch eine ethoökologisch und artenschutzrechtlich relevante Stellungnahme zu den Ergebissen der Kartierungen von Rotmilan-Brutvorkommen, die von der LUBW vorgelegt wurden. Hierzu war in einem Fachbeitrag die Problematik aufzuzeigen, die sich durch eine statische Betrachtung ohne Berücksichtigung dynamischer und verhaltensökologischer Raummuster zwangsläufig ergeben muss: Für eine dynamische Raumanalyse müssen auch intraspezifische Aggregationen, Migrationsereignisse, Wechselhorste, Nahrungs- und Balzflüge u.v.m. berücksichtigt werden, um der realen Raumnutzung gerecht zu werden.
... und ein Blick nach vorne
Das, was ich als Geograph im Rahmen meiner beruflichen und ideellen Aktivität für ländliche Regionen bisher leisten konnte - insbesondere die Schönheit und Vielfalt einer naturnahen Kulturlandschaft "inwertzusetzen", "erlebbar" zu machen und im Rahmen eines nachhaltigen Tourismus zu "inszenieren" -, das wurzelt im selben Terrain, das mich auch dazu bringt, Landschaftsästhetik, Artenschutz und ein mit der Natur verbundenes Leben engagiert zu bewahren und zu schützen. - Umso wichtiger ist dies vor allem in Zeiten, in denen Grün sich längst selbst nicht mehr grün ist und die Natur aus verschiedenen Gründen bedrohter und schützenswerter erscheint als je zuvor, eine Zeit der Irrwege und des Wandels. Derzeit bin ich zudem mit einem Buchprojekt beschäftigt, das einige dieser Zusammenhänge in ihrer Tiefe aufzeigen möchte.